Der tote Schwan
Das Wasser hat den Schwan ans Ufer gelegt, sachte, wie es alles Tote irgendwann ans Ufer bringt: weißbäuchige Fische, Ertrunkene, Laub, Treibholz. Er geht weiter. Noch zweimal steht er vor dem Vogel und beobachtet den raschen Verfall und das Totsein einer Kreatur. Nach dem Abschluß aller Betrachtungen und Empfindungen beginnt er mit wenigen Farben, großflächig und ohne Unterbrechung zu malen. Das einmal mit ausgebreiteten Schwingen zwischen Wellen und Wolken segelnde und an seinem Ende ans steinige Ufer geschwemmte Luftwesen ist verschwunden, haben sich Federn, Schwimmhäute und Schnabel verloren; der auf die Leinwand gebannte Tod ist geblieben. - Christoph Ransmayr